... immer wieder
Ein unglaublich schönes Event: Der erste Poetry Slam über Krebs in Deutschland! Organisiert von der Krebsgesellschaft NRW. Ein riesiges, pinkes Dankeschön.
Mit meinem Slam bin ich unter die 10 Finalistinnen und Finalisten gekommen. Das Gedicht einfach so geschrieben, nicht perfekt aber echt- einzig und nicht artig: meine Geschichte! Das dazugehörige
Video wurde mir ermöglicht in wunderbarer Unterstützung von der Kommunikationsabteilung des Klinikums Herfords – Monika Bax und Victoria Star. Dankeschön!
Die jeweiligen Fachabteilungen und zuständigen Chefärzte haben ebenfalls unterstützend bei Seite gestanden und uns die Kulisse ganz real nutzen lassen: das Brustzentrum, den OP und die
Strahlentherapie mit dem „True Beam“. Ganz authentisch so wie es war, und für manche auch noch sein wird. Leider!
Auch an diese Mediziner meinen liebsten Dank!
Nun habe ich Anlauf genommen für das Finale in Düsseldorf - begleitet von lieben Freundinnen und Kollegen, die mit mir fieberten.... wie so viele mehr!
Das Ziel im Navi eingegeben, sind wir 8 Mädels mit zwei Autos auf dem Weg nach Düsseldorf irgendwie nach Duisburg gekommen.
Ich betone IRGENDWIE! Ich konnte es kaum glauben, wir waren uns sicher: WIR SIND IN DÜSSELDORF!
Der pinke Inhalt meines Autos war sich so sicher, dass dieser Weg definitiv passt, aber nach mehrfachen Anrufen und What´s appen war unsere so sichere Haltung eingeknickt... der pinke Inhalt des
anderen Autos sah das anders.... wir entfernten uns irgendwie vom Ziel und die Zeit bis zum Finale wurde immer knapper.
Gut, dass Auto 2 so penetrant darauf aufmerksam gemacht hat, dass die Route nicht ganz passend sein könnte!!
Irgendwas passte nicht: Ja, es war die falsche Adresse- bzw. die falsche Postleitzahl. Angehalten auf einer Tankstelle, unter Tränen lachend das ein oder andere Frauenbedürfnis erledigt, einen
scheußlichen Kaffee getrunken und neu navigiert, ging es weiter zum ZAKK!
18:45 Ziel erreicht!!!
Immer wieder Anlauf nehmen in Vorfreude auf die Mädels, die ja vorne schon Stimmung machten mit ihren Hawaiiketten!
Ich bin erstaunt, dass mir das alkoholfreie Bier so lecker schmeckt! So lecker um noch ein Zweites zu trinken... und eigentlich trinke ich seit meiner Diagnose kein Bier mehr, da ich den
Geschmack daran verloren habe. Dafür, wenn denn, lieber ein Glas Wein ;-) Vor lauter Aufregung wurde mir schon ganz warm – woraufhin ich auch direkt auf meine roten Bäckchen angesprochen wurde.
Zudem wunderte ich mich, dass ich so ganz entspannt aufgeregt bin.
Tja, lag am ehesten wohl doch daran, dass das Bier Alkohol in sich hatte - und ich nun auch! Taddaaaa!!!
Das kann aber sicher nur die Aufregung gewesen sein, die mir den Geschmack von Bier versüßt hat …
Folglich habe mich dann auf das Essen konzentriert, ging aber auch nicht so gut. Ich war so nervös - aber alle anderen tatsächlich auch.
Ich habe tolle Menschen kennengelernt, die mir erzählten dass sie mich schon gegoogelt haben! Nun bin ich Medienmuffel wieder eine Idee reicher und werde das demnächst auch mal tun. Nein, nicht
mich selbst googeln, sondern vielmehr andere Menschen, die ich treffe. Gemeinsam wurden wir von Jean-Phillipe begrüßt- deutscher Meister im
Poetry Slam.
Auch von der Krebsgesellschaft wurde ich sehr freundlich in Empfang genommen. Dinah Oelschläger und ihren Organisatorinnen - zwei weitere
sehr liebenswerte Personen, die mich schon kannten - ich sie aber nicht! Sehr witzig und charmant! So viel positives Feedback zu mir.... Ich freue mich so sehr darüber! Da es bestätigt, wie
wichtig pinkes Engagement ist!
Der Abend begann, das Publikum füllte den Saal - selbst auf der Empore saßen Zuschauer.
Und langsam begann ich mich auch wohl zu fühlen, Jean- Phlippe sprach herzlich davon „Ihr solltet diesen Abend genießen“... und damit fing ich jetzt an.
Die ersten waren auf der Bühne.... Wow, ich erfreute mich so tierisch mit welcher Leidenschaft die Wortakrobaten und das Publikum dabei waren.
Ich selbst als Betroffene mit Brustkrebs fühlte mich geehrt, dass so viele unterschiedliche Menschen diese Kampagne „Sprich mit mir! Über
Krebs!“ unterstützen. Das gibt doch Kraft, Stärke und Zuversicht, dieses Schweigen zu brechen. Und somit nahm ich Anlauf, als Jean- Philippe mich anmoderierte:
Mit meiner pinken Leidenschaft wurde ich nun auf die Bühne gebeten! ICH... die ja so ungern im Mittelpunkt steht und auch noch wesentlich unlieber Reden hält!
ABER in diesem Moment nahm ich Anlauf - und zwar für alle, die diesen Weg schon gegangen sind und noch gehen müssen!
Ich wollte raus aus der Tabuzone, ein Zeichen setzen dafür, dass WIR ALLE UNSERE SPRACHE NUTZEN um mit dem DENKEN aufzuräumen!
Also, fang ich gleich mal bei mir an! ZAKK - stand ich auf der Bühne, meine Stimme zittrig und fast heiser!
Kurz stellte ich mich vor ... und fing mit meiner Geschichte an: meine Emotionen gingen auf das Publikum über! Ich nahm eine Stille wahr, wie bei meinem Tandemsprung in den Alpen bei über
4000m.
Alle hörten mir zu und ich tauchte ein - in meine Geschichte!
Immer wieder nahm ich meinen Herzschlag wahr, Anspannung am ganzen Körper und selbst meinen Atem hörte ich … aber nicht die Angst, sondern der Mut ließ mich genau das tun, was ich nie für möglich
hielt. Auf einer Bühne stehen, vor ca. 250 Menschen meinen eigenen Poetry Slam zum Thema KREBS sprechen und dann auch noch selbst betroffen sein!
Wie verrückt - ich wäre niemals da gestanden hätte ich keinen Brustkrebs gehabt!
Jetzt sag mir mal einer was möglich ist?
Die Emotionen nahmen ihren Lauf und meinen letzten Absatz sprach ich unter Tränen, weil ich unglaublich gerührt davon war, wie das Publikum mitfühlte! Ich sah in weinende Gesichter in dieser
Stille um mich herum. Ich hatte sie mitgenommen, in meine Geschichte! Ich habe sie mitgenommen und es möglich gemacht dass Menschen zuhören, wenn es um Krebs geht!
Was ist das für ein Geschenk!
Das ist unbezahlbar - ich tat etwas was ich nie für möglich hielt, aus einem Grund den ich hätte nie überstehen können in meiner Welt vor dem 13.Oktober 2017.
Und ich habe für einen Moment geschafft, nachhaltig mit dem Denken aufzuräumen!
Folglich bin ich diesen Weg nicht umsonst gegangen … wie auch diesen Weg auf diese Bühne!
Anlauf nehmen. Sich sicher fühlen in diesem Moment. Ich habe gedealt und zwar in besonderem Maße!
Zum Abschluss gab es einen so wahnsinnigen, impulsiven Applaus, der bis in jede Zelle meines Körpers spürbar war – und die haben es sich auch verdient, sie haben viel geleistet in den letzten
Monaten! Ein Applaus, der die kleinste Zelle in mir glücklich machte! Ich habe diesen tief gespeichert und trage ihn stilvoll mit mir! Und bin sehr dankbar dafür!
Dieser Applaus für meine Geschichte, dieser Applaus für alle die, die mich bislang getragen und begleitet haben!
Ihr Alle habt diesen Applaus ebenso verdient!
Im Anschluss gab es eine GEMEINSAME Siegerehrung! Wir alle haben gewonnen, wir alle haben nämlich was erreicht - wir alle haben mit Anlauf aus Sprachlosigkeit unsere eigene Sprache geformt und
wir alle haben etwas ganz Besonderes geschenkt bekommen:
Aufmerksame Zuhörer für eine schwerwiegende Erkrankung, die indem man über sie spricht leichter und verständlicher wird!
Wir haben unsere Stimmen erhoben, also sprich auch du mit mir über Krebs!
Wir alle wurden zu einem Workshop von Jean Philippe eingeladen und werden dort gemeinsam unsere Stimmen nutzen, um noch mehr Einblick zu schaffen, Tabus zu brechen und unsere Sprache zu
nutzen!!!
Ich freue mich jetzt schon sehr, euch alle wieder zu sehen!
Kurzer Abschluss: Auf diesen gelungenen Abend haben wir natürlich mit einem Mädchengetränk angestoßen und uns (dieses Mal) zielsicher in
Richtung Bielefeld aufgemacht. Für den kleinen Hunger gab es ein zugegebenermaßen riesiges Brötchen mit Fleisch (aus so einem Unternehmen, was auch nachts um 2.30 Uhr noch Essen ausgibt). Und ja,
es gabe auch noch frittierte Kartoffeln dazu - mit diesem weißen eihaltigen Dip.
Um 3.30 Uhr habe ich dann mit leichtem Magendruck im Bett gelegen ... und bin ziemlich genau 4 Stunden später gut gesättigt, unausgeschlafen aber mega glücklich wach geworden!
Anlauf nehmen … immer wieder!!!
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